Ich schreibe diesen Beitrag aus 3 Gründen:
1. Ich möchte andere davor bewahren denselben Fehler wie wir zu machen!
2. Ich möchte mir gerne meinen Frust von der Seele schreiben
3. Ich würde gerne jemanden finden der ebenfalls schon auf den Verkäufer hereingefallen ist.
Die Anzeige in mobile.de versprach folgendes:
Volkswagen T4 Multivan 2.5 TDI *SONDERMODELL BUSINESS*
17.999 EUR MwSt. nicht ausweisbar
Van/Kleinbus,
Gebrauchtfahrzeug
EZ 02/2000
54.000 km
Diesel
75 kW (102 PS)
Schaltgetriebe
Neugierig riefen wir beim Verkäufer an und erkundigten uns nach dem Fahrzeug. Vor allem der geringe Kilometerstand war in unseren Augen erklärungsbedürftig. Der Verkäufer erklärte uns, wir sollen uns mit dem Eigentümer unterhalten, da er den Wagen aus Gefälligkeit für diesen bei mobile.de inseriert habe.
Der Eigentümer erzählte uns:
Der Wagen sei im Porsche-Werk gelaufen, und dann, nachdem er dort 4 Jahre gestanden habe, von einem Porschemitarbeiter gekauft worden. Dieser habe den Wagen dann überholt, sämtliche Flüssigkeiten erneuert und den Wagen neu lackieren lassen.
Der T4 wäre in einem guten Zustand. Mehrere Interessenten seien schon da gewesen, aber die hätten alle Vorstellungen jenseits von "Gut und Böse" gehabt und auch die minimalsten Abnutzungen gerügt. Er sei ja schließlich 10 Jahre alt und hätte eine kleine Roststelle an der Windschutzscheibe und einen minimalen Riss im Lack der Stoßstange.
Die Innenausstattung wäre in einem guten Zustand, lediglich die Außenkante des Fahrersitzes sei etwas abgenutzt, da der Normalbürger ja meist zu bequem sei, seinen Allerwertesten beim Einsteigen entsprechend in die Höhe zu hieven.
Er selbst hätte sich, vor dem Kauf des Fahrzeugs, anhand der Fahrgestellnummer bei VW erkundigt und herausgefunden, dass der Wagen nach Belgien exportiert worden sei. Dort sei der nach seinem Dafürhalten bei einem Zulieferer zum Business umgebaut worden. Das wäre durchaus gängige Praxis.
Meine Nachfrage beim Werk ergab ähnliches. Allerdings wusste man dort nichts von einem Umbau. Der Wagen sei als T4 Multivan mit manueller Klimaanlage und Stoffsitzen nach Belgien exportiert worden. Widersprüchliches zum Kilometerstand oder Unfallschäden lagen von VW-Seite aus nicht vor.
Die Sache ließ mich etwas zweifeln. Warum sollte Porsche einen Reimport aus Belgien kaufen. Warum wurde der Wagen mit manueller Klima & Stoffsitzen ausgeliefert, wenn er doch zum Business mit Automatikklima und Lederausstattung umgebaut werden sollte.
Lange Rede kurzer Sinn, die Möglichkeit einen -wenn auch nur umgebauten- Business mit einer Kilometerleistung von 54000 zu kaufen war zu verlockend um ihr nicht weiter nachzugehen. Außerdem hatte ich mich mit dem Verkäufer telefonisch schon auf 15300 EUR geeinigt. Da konnten uns auch die 650km zwischen unserem Wohnort und dem Standort des Business nicht wirklich abhalten.
Ich vereinbarte mit dem Besitzer einen Termin:
Da er Werktags keine Zeit hätte den Wagen vorzuführen, würde er ihn bei dem Autohändler abstellen, der ihn inseriert hatte. Mit diesem könnten wir dann auch die Kaufabwicklung durchführen.
Also sind wir um 4 Uhr los, und standen endlich um 13.30Uhr vor dem Traumwagen.
Etwas enttäuscht war ich vom äußeren Anblick. Der Business wies rundum viele kleine Roststellen auf. Mein T4 ist von 1997 und sieht auch ohne Neulackierung wesentlich besser aus, als das Etwas, das vor uns stand.
Nach dem Öffnen der Fahrertür wurde aus dem Traum ein Albtraum.
Die Innenausstattung hätte bei einem Wagen mit 200000km auf der Uhr nicht schlimmer aussehen können. Der laut Besitzer etwas verkratze Fahrersitz erwies sich als Katastrophe. Das Leder war total faltig und die Alcantara Sitzfläche hätte man auch für einen abgenutzten, verfilzen Putzlappen halten können. Die Oberfläche des Lederbezogenen Schaltknaufs war bereits an mehreren Stellen vollständig abgenuzt, und das Mittelemblem durch ein Geldstück ersetzt worden. Die Lederbezogenen Innenverkleidungen und das Armaturenbrett, wiesen sehr viele Druckstellen auf.
Wir wollten den Wagen gerne kalt starten, und hatten dieses dem Besitzer und dem Verkäufer auch frühzeitig mitgeteilt. Der Verkäufer meinte bei der Übergabe der Schlüssel, der Wagen sei bereits einen Tag zuvor abgestellt worden und nun bestimmt richtig ausgekühlt. Der Motorblock war allerdings wärmer als die knackig kalte Außenluft an diesem Tag. Der Schnee, der in Form des Schuhprofils vor dem Gaspedal lag, sprach Bände. Hatte uns doch eine Münchnerin in der Straßenbahn erzählt, dass der Schnee vollständig abgetaut gewesen sei, bevor es an diesem Morgen um halb sechs angefangen habe zu schneien.
Beim Blick auf den Tacho sind wir dann vollends hinten über gekippt. 71000km!
Zur Erinnerung 54000km wurden angepriesen.
Beim folgenden Telefonat meinte der Eigentümer hierzu: Er wolle den Wagen ja schon länger verkaufen, und seine Frau habe Ihn noch weiter gefahren.
Der Verkäufer meinte nur ganz lapidar, es würde ja ausdrücklich „Irrtümer vorbehalten“ im Inserat stehen.
So weit unsere Erlebnisse.
Da sich sowohl Verkäufer als auch Eigentümer weigern uns die entstandenen Fahrtkosten zu erstatten, wüsste ich gerne, ob schon mal jemand von Euch auf diesen Fake hereingefallen ist, und wie viel der Wagen zu diesem Zeitpunkt gelaufen hatte.
P.S. Über den Wagen wurde im T4Forum auch schon einmal geschrieben.