5. Gang springt raus.

  • Moin zusammen,


    Hie gibt es zwar schon ein paar Themen hierzu, aber alle ohne klare Antwort.


    Bei meinem EWB(02B) Getriebe springt unter Last der 5. Gang raus. Bin auch schon ne Zeit damit gefahren und habe den Gang festgehalten, was auch geholfen hat, weil ich dachte es sei nur das Gestänge, was nicht richtig eingestellt ist o.Ä..


    Die Werkstatt sagt natürlich, dass ein neues Getriebe rein muss bzw. dass es überholt werden muss, da die Ritzel total zerrieben sind.


    Mein erster Gedanke war natürlich, einfach die Seitenklappe aufzumachen und den Gang zu tauschen und bei der Gelegenheit gleich zu verlängern.


    Hab dann auch direkt das Set bestellt. Nun habe ich noch etwas gelesen und bin mir nun nicht mehr Sicher ob das mein Problem löst.


    Hier das Set was ich habe: https://www.ebay.de/itm/164825…et_ver=artemis&media=COPY


    Spräche irgendwas dagegen einfach die Teile einzubauen und zu Schauen wie es der Schaltgabel und dem Synchronkörper geht?

    Neues Getriebeöl und neue Tellerfedern gibt´s in dem Schwung natürlich auch.


    Dann Schaltgabel einstellen, Schaltgestänge überprüfen und fertig? Vergesse ich irgendwas?



    Danke und Gruß

    Platybus

  • Zerriebene Zahnräder vom 5. Gang sind wahrscheinlich nicht die Ursache dafür, dass der Gang rausspringt.
    Wären die Zahräder "zerrieben", würde auch bei eingelegtem Gang keine Kraftübertragung stattfinden.

    Wenn man Späne im Getriebeöl findet, sollte man sich schon mal darauf einstellen, dass Handlungsbedarf besteht.

  • Zerriebene Zahnräder!!!??. So ein Quatsch. Kann nur einer sagen, der noch nie ein Getriebe überholt hat, geschweige denn von innen gesehen und die Thematik versanden hat. Labersack, Trottel.

    Fakt ist, die Zahnräder werden mittels Schaltklaue seitlich gekoppelt. Du hast für jeden Gang eine Schiebezahnrad; (auch Muffe genannt,) das dann gem deinem Schaltschema/Kulisse mit dem vorgewählten seitlich gekoppelt wird. An den Zahnrädern sind seitlich solch "Klötzchen" die einen Hinterschliff haben. So verzahnen/koppeln sie untereinander. Bei positiver und negativer Last. Die Schaltgabeln sind heutzutage meist mit Teflon beschichtet. Durch den Fahrer wird durch eine Unart gerne die Hand auf dem Schalthebel gelassen zum Abruhen bei der Fahrt. Das bewirkt, das die Schaltgabel sich nicht frei in der Nut finden kann, sondern immer etwas schleift. Dabei wird die Teflon-Beschichtung abgerieben. Sollte das eine Schaltgabel ohne Teflon sein, also rein aus Stahl, fängt diese irgendwann an zu fressen, wird heiss, kann sogar glühen. Das Schieberad, die Muffe so sagt man, wird nicht richtig an das zu paarende Zahnrad rangeschoben, sitzt auf der Kannte der Klötzchen und der Gang fliegt raus. Der Hinterchliff geht verloren, nutzt sich ab, und das rausfliegen wird immer schlimmer. Dann wird gerne der Schalthebel in dem Gang festgehalten, und die rausdrückende Muffe drückt nun mit Gewalt gegen die Schaltklaue.

    Jetzt fängt die Teflon-Beschichtung erst recht an zu schmelzen, bzw bei Stahl-Klauen fängt die an zu Glühen. Ab hier brauch ich sicher nicht weiter die Sache auszuführen.

    Ursache ist gerade beim letzen Gang, die Hand auf der Schaltung ruhen zu lassen. Den Gang rein und dann Hände weg vom Schalthebel.

    Ich hoffe das war einigemassen verständlich. In meinem Berufsleben habe ich schon jede Menge Getriebe instandgesetzt, vom Fiat 500 bis zum großen LKW, incl kl. Mopeds bis Big-Bike. Im Wesentlichen ist das immer das Gleiche, manchmal besser u auch manchmal billiger gelöst.

  • BDDEEFF1-EA45-495C-917F-89F629161066.jpgVielen Dank für die aufschlussreiche und detaillierte Antwort!


    Ich hab heute auch schon mal die Klappe aufgemacht und alles angeschaut. Zusammen mit deiner Antwort, weiß ich nun mehr.


    Ich glaube die Werkstatt meinte, dass der Synchronring zerrieben ist. Was man auf dem anliegenden Foto auch sehen kann. Das ist natürlich eine Folge des weiteren Nutzens trotz abgeriebener Schaltgabel. Späne sind nicht vorhanden.


    Ich habe nun die Schaltgabel und den Synchronring bei VW bestellt (ca. 130€)

    Brauche nun noch die Gleitsteine am Synchronkörper, kann dafür aber keine Teilenummer finden. Mal schauen ob VW das weiß. Würde ungern den ganzen Synchronkörper bestellen(min. 300€).


    Und dann alles einbauen.

    Ich werde berichten…

  • Ich hätte an deiner Stelle die Schiebemuffe mit erneuert. Die ganz schön Schleifspuren. Ja der Syncronring neigt sich auch dem Ende. Zum Wechseln hats eh die Schiebemuffe draussen.

    Ach ja, nur so zur Kenntnis: ein Syncronring bremmst oder beschleunigt beim Schaltvorgang das nun durch die Schaltgabel angepresste nächste Gangrad. Der Syncronring ist konisch gearbeitet und aus einer Messing / Bronzelegierung und hilft der Schaltmuffe / Schaltgabeln beim einfädeln. Und das in Millisek. Wer sein Getriebe schnell schlachten möchte, Der reisst die Gänge mit Kuppeln einfach zack u rein. Oder eben umgekehrt, wer sein Getriebe langsam und suverän schaltet, auch bei kaltem Getriebeöl, hat sehr lange gut davon.

    Gruß Peter

  • Moin zusammen,


    zuerst einmal Danke für eure Erläuterungen und Antworten!

    hier nochmal ein kleines Update:

    Ich habe mittlerweile alle Teile einmal rausgenommen, um mir ein Bild von der Sache zu machen.

    Schaltgabel

    Das erste was ich versucht hatte, war die Schaltgabel mithilfe er Einstellschraube so zu verstellen, dass sie etwas weniger Spiel hat, damit der Gang nicht so leicht rausfliegt. Das habe ich dann gemacht und nach ca. 50 Kilometern nochmal nachgesehen. Das brachte keine Verbesserung und hat leidglich dazu geführt, dass die Teflon Stücke am Ende der Schaltgabel endgültig abgerieben wurden und der Gang noch leichter raussprang.

    Durch die Belastung der falschen Einstellung, haben sich Metall (oder Teflon?) Ablagerungen in der Nut der Schiebemuffe gebildet, die nun wie Schmirgelpapier auf die Teflon Stücke wirken.

    Synchronkörper

    Der Synchronkörper ging nur mit sehr viel Kraft ab. Ich hatte zwischendurch das Gefühl dass sich die Aufnahme von dem Abzieher verformt, anstatt dass der Körper sich auf der Welle bewegt. Habe dann letztendlich mit sehr viel Kraft alles abbekommen.

    Ich weiß nicht, ob es an der thermischen Belastung durch das Reiben der Schaltgabel an Muffe liegt, oder vielleicht an den Gewalteinwirkungen beim abziehen, aber die Muffe bewegt sich nun, im ausgebauten Zustand, sehr schwergängig auf dem Körper hin und her und ich kann nicht sagen warum.

    Zusammen mit dem Fakt, dass nun Ablagerungen an der muffe sind, führt wohl kein Weg an einer Neubeschaffung vorbei (ca. 320€ bei VW).

    IMG_3632.jpg


    Damit hätte ich dann quasi alle Teile des 5. Gangs neu (Schaltgabel, Synchronkörper mit Muffe, Schaltrad und Gangrad)

    Bleibt noch die Frage der Ursache. Auf den Bildern sieht man nämlich, das die Schaltgabel, bevor ich sie eingestellt hatte, kaum abgerieben war (max. 1-2 mm).

    IMG_3604.jpg


    Auf dem anderen Bild sieht man dann, wie sie aussah, nachdem ich mit der Einstellschraube das Spiel vermindert habe.

    IMG_3623.jpg


    Ich hoffe nun, das alles wider funktioniert, sobald ich es eingebaut habe.


    Nachdem ich dann alles ausgebaut hatte, bin ich weiter gefahren, nur um festzustellen, dass der 4. Gang nun Geräusche macht. Er fängt nämlich an zu heulen, sobald die Motorbremse greift, also sobald man kein Gas mehr gibt. Klingt als würde irgendwo ein Zahnrad schleifen. Kann das durch die Gewalteinwirkungen beim Ausbau des 5. entstanden sein? Ich habe sowohl and der Welle gezogen mit dem Abzieher als auch ein paar Schläge drauf gegeben, damit sich der Synchronkörper löst. Evtl. hat sich da beim 4. was verschoben.

    Das Getriebe auszubauen und auseinanderzunehmen, wegen des 4. traue ich mir dann glaube ich nicht mehr zu.

  • Moin,

    meine Hochachtung, das du da einfach so rangehst. Aber nun, learning by doing.

    Wg dem heulen denke ich, das du ein Kugellager überlastet hast bei der Demontage. Nun haben sich die Kugeln in die Laufbahn gedrückt und nu heulen das bei negativer Beschleunigung. Kann auch eine Kegelrolle sein. Hast du eine Zeichnung vom Getriebe ? Dann schau dir die genau an. Dann wirste den Übeltäter schon finden. Du musst den finden, da die Kugeln oder Rollen das nicht ewig mitmachen. Die brechen dann und es gibt Kleinholz.

    Gruß Peter