Einspritzzeitpunkt verstellt durch ESP-Dichtsatz?

  • Hallo,


    bei meinem 92er AAB wurde ein ESP-Dichtsatz eingebaut und dabei auch gleich eine neue "Verstellwelle" in der Einspritzpumpe eingebaut. Seitdem rußt er extrem bei Vollgas (und kurz davor). Es wurde nur der Pumpendeckel demontiert, sonst wurde an der ESP nichts verändert. Ich habe versucht über eine Veränderung der Restmengen-Förderschraube das Vollgas-rußen in den Griff zu bekommen, was mir allerdings nicht besonders gelungen ist. Ein Freund meinte, dass es sein kann, dass durch die neue (=nicht eingelaufene) Gaswelle und den damit verbundenen Arbeiten der Einspritz-Zeitpunkt verstellt ist und er deswegen so rußt. Ist das wirklich möglich?? Oder kann ich das rußen doch noch durch die Restmengen-Schraube in den Griff bekommen??


    Danke für eure Tipps!
    rußige Grüße,
    Rainer

    Du weißt nicht, was du gesagt hast, bevor du nicht gehört hast, was der Andere verstanden hat!

  • >Hallo,
    >bei meinem 92er AAB wurde ein ESP-Dichtsatz eingebaut und dabei auch gleich eine neue "Verstellwelle" in der Einspritzpumpe eingebaut. Seitdem rußt er extrem bei Vollgas (und kurz davor). Es wurde nur der Pumpendeckel demontiert, sonst wurde an der ESP nichts verändert.


    Um den Pumpendeckel sauber zu demontieren muss die Mengenschraube (nicht die
    Restmengenschraube!) um einige Umdrehungen rausgeschraubt werden. Wenn dann
    nach dem Zusammenbau zu weit hineingedreht wird, russt es natürlich. Wer
    dabei nicht alle Schritte der Demontage sorgfältig dokumentiert, besonders
    die Anzahl der Umdrehungen, dem ist fast nicht zu helfen.


    >Ich habe versucht über eine Veränderung der Restmengen-Förderschraube das Vollgas-rußen in den Griff zu bekommen, was mir allerdings nicht besonders gelungen ist.


    Ich hoffe, du weisst, was du tust?! Die Restmengenschraube ist die Schraube,
    die mit Volllast/Vollgas am wenigsten, oder besser:


    Ü_B_E_R_H_A_U_P_T_-_N_I_C_H_T_S_!


    zu tun hat. Bitte beschreibe, an welcher Schraube du wie verdreht hast!
    Damit wir nicht wegen begrifflichem Unwissen oder Verwechslungen deinerseits
    aneinander vorbei reden bzw. schreiben. Ich hoffe, du hast alles penibel
    aufgezeichnet. In dem Bereich können Viertelsumdrehungen schon zu viel sein.
    Vor allem muss alles so dokumentiert werden, das es jederzeit reversibel ist.


    >Ein Freund meinte, dass es sein kann, dass durch die neue (=nicht eingelaufene) Gaswelle und den damit verbundenen Arbeiten der Einspritz-Zeitpunkt verstellt ist und er deswegen so rußt. Ist das wirklich möglich??


    Normalerweise nicht. Solange die Pumoe nicht ausgebaut wird, nicht. Wenn aber
    zur Demontage, Abdichtung und Wiedermontage die Pumpe ausgebaut wurde, muss
    sie natürlich neu eingestellt werden. Nur ist ein verstellter Einspritzzeit-
    punkt nicht unbedingt der Grund für starkes Russen im warmen Zustand. Beim
    Kaltstart kann der Motor dann deutlich qualmen. Aber starkes Russen, besonders
    unter Last, ist fast immer eine Folge von zu grosser Einspritzmenge. Die nur
    durch die Mengenschraube reguliert wird. Ok, auch teilweise durch die Höchst-
    drehzahl. Daran kann natürlich auch gedreht werden, wenn der Gashebel abge-
    nommen wurde. Ausserdem kann dieser falsch wieder montiert werden. Dann jedoch
    wäre Russen das kleinste Übel. ;)


    >Oder kann ich das rußen doch noch durch die Restmengen-Schraube in den Griff bekommen??


    Ich hoffe du verwechselt wirklich nicht die Schrauben, sondern die Begriffe.
    Die Restmenge ist rein für den Übergang von Leerlaufdrehzahl zu Teillast zu-
    ständig. Sie hat mit Russen daher nichts zu tun. Wenn der Motor schon bei
    Leerlaufdrehzahl oder nur leicht erhöhter Drehzahl russt, ist sicher die Rest-
    menge am unbedeutendsten für dieses Problem.


    Frage: warum lässt du den oder diejenigen, die den Dichtsatz montiert haben,
    nicht das Problem lösen? Waren doch sicher Fachleute? Oder?
    Wenn nicht: ein Gang zum Fachmann (BOSCH-Dienst) ist für Laien in dem Fall
    sehr sinnvoll.


    CK.

  • Danke für die ausführliche Antwort! Dazu ein paar Anmerkungen:


    >Um den Pumpendeckel sauber zu demontieren muss die Mengenschraube (nicht die
    >Restmengenschraube!) um einige Umdrehungen rausgeschraubt werden.


    ??? In dem mir vorliegenden Reparaturleitfaden ist von einer Leerlaufdrehzahl-Einstellschraube, einer Restmengen-Einstellschraube und einer Höchstdrehzahl-einstellschraube die Rede. Wie unterscheidest du jetzt "Mengenschraube" und "Restmengenschraube"??


    >Ich hoffe, du weisst, was du tust?! Die Restmengenschraube ist die Schraube,
    >die mit Volllast/Vollgas am wenigsten, oder besser:
    >Ü_B_E_R_H_A_U_P_T_-_N_I_C_H_T_S_!
    >zu tun hat.


    Allerdings habe ich gelesen, dass eine falsch eingestellte Restmenge zu übermäßigem Rußen führen kann... Daher dachte ich, mit einer korrekten Einstellung derselben ließe sich das Problem beheben. Dahingehend habe ich auch den folgenden Beitrag interpretiert: http://f8.parsimony.net/forum11736/messages/328320.htm


    >Bitte beschreibe, an welcher Schraube du wie verdreht hast!


    Ich habe die Restmengen-Einstellschraube folgendermaßen verdreht: Schraube etwas herausgedreht und wieder hineingedreht, bis man im Leerlauf hört, dass sich die Leerlaufdrehzahl ändert. Dann wieder eine halbe Umdrehung zurück gedreht.


    >Damit wir nicht wegen begrifflichem Unwissen oder Verwechslungen deinerseits
    >aneinander vorbei reden bzw. schreiben. Ich hoffe, du hast alles penibel
    >aufgezeichnet. In dem Bereich können Viertelsumdrehungen schon zu viel sein.


    Inwiefern kann sich eine Viertelsumdrehung zu viel auswirken?? Der Bus ist mit dem Ruß-Problem schon über 2000 km unterwegs... Nicht gut??


    >>Ein Freund meinte, dass es sein kann, dass durch die neue (=nicht eingelaufene) Gaswelle und den damit verbundenen Arbeiten der Einspritz-Zeitpunkt verstellt ist und er deswegen so rußt. Ist das wirklich möglich??
    >Normalerweise nicht. Solange die Pumoe nicht ausgebaut wird, nicht. Wenn aber
    >zur Demontage, Abdichtung und Wiedermontage die Pumpe ausgebaut wurde, muss
    >sie natürlich neu eingestellt werden. Nur ist ein verstellter Einspritzzeit-
    >punkt nicht unbedingt der Grund für starkes Russen im warmen Zustand. Beim
    >Kaltstart kann der Motor dann deutlich qualmen. Aber starkes Russen, besonders
    >unter Last, ist fast immer eine Folge von zu grosser Einspritzmenge.


    Genau und diese wollte ich mit der besagten Restemengen-Schraube regulieren...! Wie kann ich sonst die Einspritzmenge reduzieren???


    >Die nur durch die Mengenschraube reguliert wird. Ok, auch teilweise durch die Höchst-
    >drehzahl. Daran kann natürlich auch gedreht werden, wenn der Gashebel abge-
    >nommen wurde. Ausserdem kann dieser falsch wieder montiert werden. Dann jedoch
    >wäre Russen das kleinste Übel. ;)


    ...??? Hört sich an, als erwarten mich noch größere Probleme??? An der Höchstdrehzahlschraube habe ich nichts verändert.


    >>Oder kann ich das rußen doch noch durch die Restmengen-Schraube in den Griff bekommen??
    >Ich hoffe du verwechselt wirklich nicht die Schrauben, sondern die Begriffe.
    >Die Restmenge ist rein für den Übergang von Leerlaufdrehzahl zu Teillast zu-
    >ständig. Sie hat mit Russen daher nichts zu tun. Wenn der Motor schon bei
    >Leerlaufdrehzahl oder nur leicht erhöhter Drehzahl russt, ist sicher die Rest-
    >menge am unbedeutendsten für dieses Problem.


    Nein, das tut er nicht. Nur unter Last, auf ebener Strecke in Vollgas-Stellung werden die Hinterleute eingenebelt.


    >Frage: warum lässt du den oder diejenigen, die den Dichtsatz montiert haben,
    >nicht das Problem lösen? Waren doch sicher Fachleute? Oder?


    Ja, es waren Fachleute. Oder zumindest welche, die damit ihr Geld verdienen ;) Aber manchmal ist die Werkstatt nicht gleich um die Ecke und um deswegen den Bus in eine (andere) Werkstatt zu geben, dafür erscheint mir bisher das Problem nicht gravierend genug. Eine Fehleinschätzung??


    >Wenn nicht: ein Gang zum Fachmann (BOSCH-Dienst) ist für Laien in dem Fall
    >sehr sinnvoll.


    Allerdings auch ungleich aufwändiger, auch finanziell.


    Vielen Dank für weitere Tipps!

    Du weißt nicht, was du gesagt hast, bevor du nicht gehört hast, was der Andere verstanden hat!

  • Hi,


    also langsam zum mitmeiseln


    An einer AAB ESP gibt es vier Einstellmöglichkeiten, ein davon wird auch vom Etzold verschwiegen.


    Das wären


    - Die Restmenge, d.h. der 'Leerlaufanschlag' des Gashebels, die hast du nach Anleitung eingestellt.
    - Die Leerlaufdrehzahl, an der Motorseite der ESP
    - Die Abregeldrehzahl, d.h. der Vollgasanschlag an der ESP
    - Und, last but not least die Fördermenge, um die es hier geht. Die Schraube sitzt auf der Seite, an der die Einspritzleitungen abgehen. Diese Schraube muss man rausdrehen,wenn man den ESP Deckel runtermacht. Ihre Einstellung ist kritisch, d.h. schon eine achtel Umdrehung kann einiges verstellen. Je weiter rein sie gedreht wird, desto mehr Diesel wird eingespritzt. Hier gilt es den optimalen Punkt zu finden. Falls da jemand (CharlieK?) weiss, wie man sie optimal einstellt, dann würde ich mich über die Info freuen. Ich experimentiere immer in achtel Schritten, habe aber noch keine ideale Lösung.
    Diese Schraube würde ich exakt markieren, und dann mal ne viertel Umdrehung rausdrehen. Dann muss man wahrscheinlich die Restmenge wieder anpassen, evtl. auch den Leerlauf.
    Dann mal schauen, ob er immer noch qualmt. Wenn ja, noch etwas weiter raus, wenn schon Leistung fehlt, vorsichtig wieder minimal rein.


    Tomy, der inzwischen den Kühler innerhalb von 90 Sekunden vorgeklappt hat.


    Achja, wenn du sowieso schon an der ESP bist, lass doch mal jemand Vollgas bei ruhendem Motor geben, und schau, ob der Gashebel noch bis zum Anschlag geht.
    Es ist brutal, was ein neuer Gaszug bringen kann.

  • > Falls da jemand (CharlieK?) weiss, wie man sie optimal einstellt, dann würde ich mich über die Info freuen. Ich experimentiere immer in achtel Schritten, habe aber noch keine ideale Lösung.


    Ohne Prüfplatz und Einstelldaten von BOSCH ist nur T&E möglich! Oder eben
    mittels viel Erfahrung. Aber die Methode mit den Achtel-Schritten ist auch
    in manch einer Werkstatt Standard. ;)


    >Diese Schraube würde ich exakt markieren, und dann mal ne viertel Umdrehung rausdrehen. Dann muss man wahrscheinlich die Restmenge wieder anpassen, evtl. auch den Leerlauf.


    Exakt. Wobei diese verschiedenen Parameter beim Saugdiesel nicht so kritisch
    sind in ihren Auswirkungen wie bei einem TD.


    >Dann mal schauen, ob er immer noch qualmt. Wenn ja, noch etwas weiter raus, wenn schon Leistung fehlt, vorsichtig wieder minimal rein.


    So und nicht anders. "Die Rauchgrenze ertasten". Geht auch ohne Trübungsmesser
    im Stand. Danach am besten an einem 3ter-Gang-Berg mit warmem Motor das Ergeb-
    niss überprüfen.
    Ganz abgewöhnen wird man dem Motor das Russen nicht können. Sonst ist die
    Leistung beim Sauger weg.


    CK.


    PS:
    nonius - Beschreibung hier und Bild von Kurt sollten eigentlich reichen, die
    Mengenschraube zu identifizieren. Der Rest ist dann wirklich "nur" ausprobieren.
    Und jede Drehung notieren! Die folgende Restmengeneinstellung ist eine sehr
    knifflige Sache. Die Anleitung dazu aus dem VW-RLF findest du hier mit der Suche.
    Ob diese so auch im Etzold steht, weiss ich aktuell nicht. Ansonsten nochmals
    melden.

  • Erst einmal vielen Dank für die guten Hinweise!
    Die Mengeneinstellschraube habe ich inzwischen identifiziert. Komme aber wohl erst am Wochenende dazu, mich mal dran zu machen... Ich werde eure Tipps berücksichtigen und sehr vorsichtig zu Werke gehen!


    >Die folgende Restmengeneinstellung ist eine sehr knifflige Sache.


    Nur eine Verständnisfrage: Was bewirke ich denn mit der Verstellung der Restmengeneinstellung? Hat eine Verstellung Auswirkungen auf den Spritverbrauch? Oder wird der nur von der Einstellung der Fördermengenschraube geregelt? Mir kam es nicht so vor, dass der Motor besonders sensibel auf eine Verstellung der Schraube (Restmenge) reagiert hätte...


    Noch einmal vielen Dank!
    Gruß Rainer

    Du weißt nicht, was du gesagt hast, bevor du nicht gehört hast, was der Andere verstanden hat!

  • Hallo,


    >- Und, last but not least die Fördermenge, um die es hier geht.


    Und die mir bisher verborgen geblieben ist :)


    >Tomy, der inzwischen den Kühler innerhalb von 90 Sekunden vorgeklappt hat.


    Was beim "alten" (kurzen) Vorbau auch noch relativ schnell und einfach geht, im Vergleich zum Neuen. Ich glaube, da könnte ich mithalten...


    >Achja, wenn du sowieso schon an der ESP bist, lass doch mal jemand Vollgas bei ruhendem Motor geben, und schau, ob der Gashebel noch bis zum Anschlag geht.
    >Es ist brutal, was ein neuer Gaszug bringen kann.


    Genau deswegen kam der Stein ja ins Rollen: Weil ich den Gaszug abgebaut habe und frisch geölt habe, war beim Wiederanbau die ESP undicht. Also neuen Dichtsatz einbauen..... Inzwischen ist auch der Zug für den KSB neu - und geht SEHR leicht zu bedienen!! Selbst bei solchen Temperaturen... Da hatte ich mit dem alten hin und wieder meine Mühe.


    Grüße,
    Rainer

    Du weißt nicht, was du gesagt hast, bevor du nicht gehört hast, was der Andere verstanden hat!

  • >Nur eine Verständnisfrage: Was bewirke ich denn mit der Verstellung der Restmengeneinstellung?


    Die Dieselmenge, die bei Leerlaufdrehzahl eingespritzt wird. Vereinfacht gesagt.
    Man kann es mit dem Leerlaufgemisch eines Benziner-Vergasers vergleichen. Wenn
    dies nicht sauber passt, ist vor allem der Übergang von Leerlauf zu Teillast
    und zurück nicht optimal. Ergibt ein ruckliges Anfahrern und schlechtes Fahr-
    verhalten im Stop&Go-Verkehr. Beim Diesel wird dazu noch die Motorbremswirkung
    im Leerlauf beeinflusst.


    >Hat eine Verstellung Auswirkungen auf den Spritverbrauch?


    Minimal. Die Einspritzmenge im Leerlauf erhöht sich etwas, was aber kaum Aus-
    wirkungen im normalen Fahrbetrieb hat.


    >Oder wird der nur von der Einstellung der Fördermengenschraube geregelt?


    Im Allg. schon. Dazu noch die Höchstrehzahl. Das ist die Schraube, die vorne
    liegend auf dem Pumpendeckel sitzt. Die somit den Volllastanschalg des Gas-
    hebels bildet.


    >Mir kam es nicht so vor, dass der Motor besonders sensibel auf eine Verstellung der Schraube (Restmenge) reagiert hätte...


    Wenn die Einspritzmenge eh zu hoch ist stimmt das. Wenn diese dann wieder
    stimmig ist, bemerkt man eine unpassende Restmenge schnell. Sie ist leider
    der komplizierteste Schritt beim Einstellen einer rein mechanischen Einspritz-
    pumpe.


    CK.