>>... Das ist typisch deutsch. ...
>>... dann hätte man sich ja die Entwicklungskosten sparen können ...
Moin,
der eigentliche Grund für die Aufzählung von Negativlisten ist doch allenfalls, daß hier vom Hersteller beim Verbraucher Erwartungen geweckt wurden ("Aufstieg in die Premiumklasse"), die so nicht erfüllt worden sind.
Wenn diese vollmundigen Versprechungen ("alles wird besser") sich wenigstens über die erste dingliche Vorstellung hinaus hätten halten können, wäre für VW schon ein großer Gewinn gewesen, weil man dann den Wagen schon verkauft hätte, bevor die Kritiken laut werden.
Nur wenn die berühmten Kleinigkeiten (auch größere, zielgruppenrelevante) den potentiellen Käufern jedoch schon beim ersten Ansehen auffallen, dann ist doch etwas falsch gelaufen - und zwar bei der Kommunikation im berühmten Dreieck zwischen den Marketingleuten, den Kaufleuten und den Konstrukteuren. Mindestens eine dieser Parteien hat nicht begriffen, worauf es mindestens einer der anderen Parteien ankam.
In meinen Augen ist es besonders unverständlich, wenn man bei der Konstruktion eines neuen Fahrzeugs auf Details verzichtet, die in anderen Modellen aus demselben Haus (und natürlich auch beim Wettbewerb) schon durchaus für Lob gesorgt haben (Sonnenschutz oberhalb des Innenspiegels, Kratzschutz auf dem hinteren Stoßfänger, Gummistoßleisten, ...). Und verschärft wird dieses Unverständnis, wenn der Hersteller gleichzeitig den Anspruch erhebt, das beste Produkt seiner Klasse zu präsentieren.
Oder wenn man zwei Modelle für unterschiedliche Zielgruppen präsentiert, die Unterschiede aber nicht nur auf vermeintliche spezifische Anforderungen beschränkt, sondern auch Möglichkeiten der einheitlichen Produktion verschenkt, und das zugunsten zweier sub-optimaler Lösungen wie z.B. beim Warnblinkschalter im MV und Trapo. Beim MV muß der Fahrer bis fast in den Beifahrer-Airbag greifen, und beim Trapo schaltet das Knie des in der Mitte sitzenden das Signal bei jeder Bodenwelle ein und aus, obwohl der Einbauplatz des MV eine Leerblende enthält.
Wenn man sich jetzt noch vor Augen führt, daß die Präsentation schon mal für Februar angesetzt sein sollte, aber wegen Qualitätsmängeln verschoben wurde, dann fragt man sich doch, welche diese wohl waren, so daß die am vergangenen Samstag in 2 Stunden bemerkten Widersprüche zwischen Anspruch und Wirklichkeit überlebt haben.
Das einzig 'typisch deutsche', das ich jetzt erkenne, ist die abwartende Haltung dem Neuen gegenüber, die aufgrund der schnell festgestellten "Probleme" sicher nicht aufgeweicht wird. Nur bleibt dadurch leider auch die "Feedbackmasse" geringer, so daß die für die schnelle Behebung der Kinderkrankheiten notwendige Menge der Kundenmeinungen nicht so schnell beim Hersteller ankommt, wie es sich die abwartenden "Version 1.1"-Käufer gerne wünscht.
Und unter dem Punkt "Entwicklungskosten, die man sich hätte sparen können" steht bei mir an erster Stelle im MV die Plastikschubladenkonstruktion inklusive ihrer vorne und hinten unterschiedlichen Deckel unter der Sitzbank und an der zweiten die Designer-Einstiegslampen.
Die Mittel dafür wären in einem praxisgerechten Verschiebemechanismus der Bank (ohne Umklappen) und einem ordentlichen Drehmechanismus für die mittleren Sitze besser angelegt gewesen.
Und wenn man ein wenig über den Zaun in Hannover hinausgesehen hätte, nach Wolfsburg, dann hätte man die Kratzschutzfolie des Golf Variant auf die Ladekante (passend zu den Einstiegsleuchten wäre natürlich auch eine Edelstahlblende à la RSL) und die Gummileisten des aktuellen Passat auf die Stoßfängerecken geklebt, sowie die kleine Sonnenblende aus dem '93er Passat über den Innenspiegel gehängt. Ein Blick bis nach Köln hätte sogar den Siebdruckrand auf der Scheibe des '95er Transit über dem Innenspiegel übernommen (oder hat Ford da auch ein Patent wie auf die heizbare Frontscheibe im Galaxy?) ...
Gruß
MiKo