Hallo Tom!
der Riemen ist beim anfahren an der roten Ampel abgerissen. Kurzes metallisches Geräusch. Ich habe Kupplung getreten und versuchte neu zu starten.
Dann könnte sich ein Schaden in Grenzen halten, evt. krumme Ventile. Ob man einen 380tkm-Motor dann einfach wieder zusammenschraubt, ist wirklich eine gute Frage. Die Arbeitsleistung ist halt so teuer, dass man sich Arbeiten mit unsicherem, weil altem Material in einer Werkstatt kaum erlauben kann. Was anderes ist es, wenn man das "mal eben" zuhause wieder richtet. Da kann man sich mal die Honung ansehen, Kolbenüberstand messen und Kolbenböden beurteilen, neue Kolbenringe einsetzen, den Zylinderkopf kontrollieren, ggf. krumme Ventile tauschen und alles wieder zusammen setzen und weiterfahren.
Der Anlasser hat keinen Laut von sich gegeben.
Die Uhr und Tageskilometer sprangen auf "00".
Naja, Motor und Anlasser waren mechanisch blockiert, daher hat der Anlasser die Batteriespannung praktisch kurzgeschlossen und damit alles resettet.
In der Werkstatt haben die Mechaniker dann im 4. Gang das Fahrzeug bewegt und den Zahnriemen geprüft.
Er war "ölig", was auf die hohe KM-Leistung deutet.
Das Bewegen eines Motors mit Verdacht auf Zahnriemenriss oder Überspringer durch Verschieben des Fahrzeugs mit eingelegtem Gang grenzt für mich an Sachbeschädigung.
Auch ein alter Riemen hat trocken zu sein, Verölung ist kein Hinweis auf das Alter.
Öl lässt einen Riemen (auch einen neuen!) quellen und die Festigkeit verlieren, er kann reißen oder Zähne verlieren, außerdem springt er auf den Zahnriemenrädern dann leichter über. Das Alter kann man einem Zahnriemen tückischerweise garnicht so leicht ansehen: Auch ein augenscheinlich guter Riemen kann plötzlich reißen, weil die Fasern im Innern, die man nicht von außen sehen kann, "durch" sind.
Andersrum ist es allerdings so, dass auch ein neuer Riemen, wenn er nicht mehr gut aussieht (verölt, kleine Risse im Gummi, seitlich abstehende Fasern, Scheuerstellen, defekte Zähne) sofort getauscht gehört.
Wenn mein Motor (5-Zyl) sowas machen würde (auf Holz klopf!), dann
- prüfe ich als allererstes, ob man die ESP verdrehen kann, ohne dass das Zahnriemenrad auf der Gegenseite der Nockenwelle mit will, dann ist nämlich die Nockenwelle gebrochen und ein großer Schaden zu erwarten.
- und ob unter der großen Riemenabdeckung Beifahrerseite überhaupt noch ein intakter Riemen vorhanden ist;
- dann erst, nach Entnahme der Einspritzdüsen und möglichst auch der Keil(rippen)riemen (um den Drehwiderstand durch Kompression und Nebenaggregate zu eliminieren) versuche ich, den Motor von Hand auf den OT1 zu stellen. Dabei kann sich schon rausstellen, dass der Motor blockiert und da darf man dann nicht mit Gewalt versuchen, weiter zu drehen. Die Nockenwelle ist nicht mehr synchron und die Ventile berühren die Kolben, daher muss beides auf Schäden untersucht werden und dazu wiederum muss (mindestens) der Zylinderkopf runter.
- Falls man den OT1 erreichen kann, prüfen, ob die Nockenwelle genau synchron läuft. Mit etwas Glück könnte sie nur einen, vielleicht auch zwei Zähne übersprungen sein oder ein Zahnriemenrad hat geringfügig durchgedreht
Meist spielt es allerdings keine große Rolle mehr, weil der Motor mit hoher Wahrscheinlichkeit eh einen großen Schaden hat. Bei dir scheinen die Reste des Zahnriemens ja sichtbar gewesen zu sein (oder wie bist du zu der DIagnose gekommen?), da braucht man dann nicht noch an der Kurbelwelle rumzudrehen.
Die Urwald-Methode, einfach alles wieder hindrehen, neuen Riemen drauf und "gucken, ob´s geht", kann dazu führen, dass gestauchte Kolben einen Kolbenfresser machen, geknickte Pleuel abreißen und den Motor platzen lassen, krumme Ventile später noch reißen und doch noch einen Motortotalschaden verursachen. Selbst, wenn der Motor erst mal normal zu laufen scheint.
Ich schätze, in deinem Fall wäre eine Gebrauchtmaschine die wirtschaftliche Wahl, wenn Geld nicht die Rolle spielt, ein Austauschmotor. Red Block Motoren kenne ich leider nicht.
Gruß,
Tiemo