Erfahrungsbericht Steuerkette VR6

  • Hallo Forenleser,


    der VR6 im T4 ist selten, doch das Thema Steuerkette kommt immer wieder hoch. Vielleicht hilft Euch meine Erlebnisgeschichte.


    Ich habe einen T4/VR6 BJ 9'97 und habe das Problem Steuerkette folgendermaßen erlebt:
    - Jahreswagen günstig von VW-Mitarbeiter gekauft, 24TKm, Auto 16 Monate alt - Garantie abgelaufen.
    - 4/1999: Drei Tage später stelle ich fest, dass bei 1750U/min und lauwarmem Motor etwas rasselt - noch sehr dezent. Mein Maschinenbauerohr kombiniert Herkunft und Klang -> Steuerkette!!
    - Der VW-Mitarbeiter wusste von nichts und riet mir, die Werkstatt aufzusuchen und die Sache Kulanz fordernd abzuwickeln. Die Werkstatt solle in den Handbüchern zu bekannten Problemen nachsehen, ob dort etwas steht. Und wirklich, ich konnte lesen "Kettengeräusche: hydraulischen Kettenspanner tauschen. Falls kein Erfolg, keine weiteren Reparaturversuche!! Es besteht keine Gefahr eines Motorschadens"
    - Hydraulikspanner getauscht, es rasselt weiter, ich zahle 1/3 der Kosten als Kulanzbeitrag (50DM)
    - Sachverständiger aus dem VW-Werk kommt zur Begutachtung. Nach einigen Monaten kommt eine neue Kette und eine neue Führung des Kettenspanners. Mir schwante schon schlimmes.
    - Montags ging die Schrauberei los. Ich wies die Werkstatt an, mich regelmässig über den Stand zu informieren. Vor Einbau der neuen Teile wollte ich die Alten sehen. Es wurde bis Freitag geschraubt: Motor raus, sogar das Getriebe musste vom Motor runter. Habe dann alle Teile mit der Digitalkamera photographiert. Anweisung an die Werkstatt, keinen Kulanzantrag zu schreiben, den schreibe ich selbst!
    - Kette war von IWIS, die eine nette Homepage im Internet zum Thema Steuerkette hatten. Da waren die Ansprechpartner der Automobilfirmen namentlich und mit Bild festgehalten. Daimler hatte übrigens 2! Weiterhin hat IWIS auf den Dynamikprüfstand zur Entwicklung der Steuerketten hingewiesen. Demnach entwickelt IWIS für die Motorenhersteller.
    - Der T4 VR6 hat nun eine andere Nockenwelle als der Golf/Passat. Weniger Leistung, weniger Drehzahl, mehr Drehmoment, weniger Spritverbrauch. (Ich fahre im Jahresschnitt zwischen 9 und 11 Liter!, kein Speed, keine Kurzstrecke, keine Innenstadt). Ob da wohl beim neuen T4 Motor andere dynamische Verhältnisse vorliegen und der Test bei Fa. IWIS gespart wurde??
    - Nun, die zerlegten Teile sahen verdammt gut aus. Neue und alte Kette praktisch gleich lang. Kein Verschleiss an Kettenführungen. Ein sehr leichter Grat seitlich am oberen Kettenrad, da lief die Kette wohl nicht ganz mittig drüber!
    - Die neue Kettenführung hatte eine ganz andere Geometrie als die ausgebaute! Gleiche Teilenummer, aber neue Variantennummer! Damit ist wohl klar, dass es sich um einen Konstruktionsfehler handelt!
    - Ich habe einen heftigen Brief für VW formuliert und diesen dem Kulanzantrag der Werkstatt beigefügt - dann nichts mehr gehört und nichts mehr zahlen müssen - Puh!!
    - 6 Monate später: Es geht wieder los, die Kette wird jeden Tag lauter. Mir taten schon im Innenraum in den Ohren weh. Ich dachte, ich fahre einen Leopard.
    - Der VW-Sachverständige kommt wieder.
    - Es vergehen einige Monate, dann steht ein grosser Karton mit vielen vielen Teilen in der Werkstatt: Kette 2x - oben + unten, alle Kettenräder, alle Kettenführungen und - eine neue Führung für den Spanner! Wieder eine neue Form und damit Teilevariante.
    - Der VW-Händler verweist vorab darauf, dass die Reparatur nichts kosten wird, weil ja noch kein Jahr seit der letzten Aktion abgelaufen sei.
    - Im Oktober 2000 wurden die Teile bei inzwischen 55TKm eingebaut.
    - Seitdem schnurrt der VR6. Ich habe bis heute zwar nur 135TKm auf dem Tacho, aber die Kette ist vergleichsweise ruhig. Bei kaltem Wetter höre ich ein leichtes Geräusch, aber im ganzen Drehzahlbereich. Im Sommer ist es wieder weg. Offensichtlich läuft das Ding jetzt an der Grenze zum Durchhalten. Die nächste Maßnahme ist für 2012 geplant: Schrottpresse oder Bastler.


    Was könnt Ihr aus dieser Geschichte mitnehmen:
    - Die technische Lösung, die im Zeitraum 1997 bis zumindest Ende 1999 verbaut wurde, ist nicht ausgereift! In meinen Wagen wurden erst im Herbst 2000 Teile eingebaut, die halten!
    - Habt ihr ein Modell aus diesem Zeitraum und es rasselt, dann wechselt alles komplett aus damit ihr auf dem letzten Stand seid.
    - Wer nicht zufällig durch Ausbildung die maschinenbaulichen Grundkenntnisse mitbekommen hat, der zahlt.
    - Bei den ursprünglich in meinem Bus verbauten Teilen war noch kein Verschleiß sichbar, obwohl es klang, als würde die Kette sich durch das Motorgehäuse schlagen.


    Zum Schluss:
    Mein T4 hat bei 135TKm und nach 9 Jahren:
    - neue Traggelenke
    - neue Spurstangen
    - Korrosion in der Schweißnaht der B-Säule auf der Beifahrerseite
    - Massive Bodenkorrosion
    - Defekte Sitzheizung - zu empfindliche und daher gebrochene Sensorkabel
    - Bremsscheiben hinten bereits das 2. Paar von aussen abgerostet
    - Neue Bremssättel hinten, da Kolben zu schwergängig
    - Ein vorderes Radlager neu
    - diverse Austauschteile, diese aber nutzugsbedingt(Bremsen vorn, Kühler, Auspuff,...)


    Bei einem Fahrzeug, dass in 1999 einen Listenpreis von 86TDM hatte, darf so etwas in diesem Umfang nicht vorkommen. Die Qualität und damit das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt nicht mehr. Meinen letzten T2 habe ich nach 15 Jahren noch weiterverkaufen können. Mein nächstes Fahrzeug wird wohl ein Toyota. Schade um die Arbeitsplätze in Deutschland.


    Allen T4 Freunden wünsche ich eine gute Fahrt und viel Vergnügen zwischen den Reparaturen.


    Berthold

  • Moin,


    danke für den detaillierten Bericht!
    Allerdings finde ich - ausgenommen die "massive" Korrosion und die Steuerkette-
    dass sich der Reparaturaufwand in vertretbaren Grenzen hält. Natürlich ist so etwas nicht schön, die Frage ist nur, was bei anderen Fahrzeugen zu erwarten wäre. Was Rost angeht, bin ich mittlerweile abgestumpft (fahre Mercedes), aber wenn ein Auto über 9 Jahre und 135000km liefe, ohne mehr als nur Verschleißteile zu benötigen, wäre das entweder ein ziemlicher Glücksfall oder ein Golf II Diesel ;)


    erstmal,


    gruss alex

  • >Moin,
    >danke für den detaillierten Bericht!
    >Allerdings finde ich - ausgenommen die "massive" Korrosion und die Steuerkette-
    >dass sich der Reparaturaufwand in vertretbaren Grenzen hält. Natürlich ist so etwas nicht schön, die Frage ist nur, was bei anderen Fahrzeugen zu erwarten wäre. Was Rost angeht, bin ich mittlerweile abgestumpft (fahre Mercedes), aber wenn ein Auto über 9 Jahre und 135000km liefe, ohne mehr als nur Verschleißteile zu benötigen, wäre das entweder ein ziemlicher Glücksfall oder ein Golf II Diesel ;)
    >erstmal,
    >gruss alex


    Lieber Alex,


    wir fahren parallel einen Renault Clio BJ 94.
    - 175TKM
    - 1 Radlager
    - 1 Getriebe (Lagersitz Abtriebswelle im Gehäuse)
    - 1 Anlasser
    - 1 Öldruckschalter
    - 1 Wasserrohr gerissen
    - Gummibuchsen Dreieckslenker
    - keine Korrosion
    - kein Ölverbrauch
    - keine Fahrwerksteile ausgetauscht.


    Das bei einem billigen Kleinwagen. Das Preis/Leistungsverhältnis stimmt!!


    Gruß
    Berthold

  • Hi,


    ich hatte mal ne Honda XL da rasselte die Steuerkette da die Betribesanleitung einen Fehler hatte und die Kette bei laufendem Motor sich spannen sollte es aber nicht tat da der Spanner zu schlapp war... daher kannte ich das Geräusch einer rasselden Steuerkette sehr gut und als ich mir einen Passat VR6 BJ 93 gekauft hatte (150Tkm auf der Uhr) viel mir im Leerlauf das leichte Rasseln der Steuerkette auf.


    Der Meister bei VW meinte er hört nix Rasseln aber ich könne ja mal den Zahnriemen wechseln .. ok, wohl echt kompetent der gute ... und ich habs dann so gelassen. Nache ein paar Jahren hab ich den Wagen mit über 200Tkm verkauft, am Rasseln hat sich nix getan und das AG4 Automatikgetriebe lief immer noch wie ne eins ..


    Frag mich langsam was VW seit der Zeit gemacht hat das die Qualität nicht mehr stimmt und die Preise so unverschämt geworden sind (Zahnriemenwechsel T3 TD hat mich keine 150 Euro gekostet ..)


    Gruss Frank


    (dessen T4 seit 30Tkm keine Zicken mehr gemacht hat :)

  • >Moin,
    >danke für den detaillierten Bericht!
    >Allerdings finde ich - ausgenommen die "massive" Korrosion und die Steuerkette-
    >dass sich der Reparaturaufwand in vertretbaren Grenzen hält. Natürlich ist so etwas nicht schön, die Frage ist nur, was bei anderen Fahrzeugen zu erwarten wäre. Was Rost angeht, bin ich mittlerweile abgestumpft (fahre Mercedes), aber wenn ein Auto über 9 Jahre und 135000km liefe, ohne mehr als nur Verschleißteile zu benötigen, wäre das entweder ein ziemlicher Glücksfall oder ein Golf II Diesel ;)
    >erstmal,
    >gruss alex


    ... oder einfach T4 fahren!
    Mein 98er TDI mit Tuning hat nur etwa 365.000 km runter. Also gerade mal eingefahren.
    Bremsverschleiß ist normal. Einfach mal die eigene Fahrweise überprüfen!
    Rost- naja mein Dicker will einfach nicht rosten. Bis auf eine Stelle durch einen Unfall die nicht so gut nachlackiert wurde. Der BMW war übrigens Schrott- am T4 nur Kratzer- die leider jetzt etwas rosten.
    Ist doch klar das alles noch orginal ist bei der geringen Laufleistung von nur 365.000 km. Zahnriemen versteht sich als Verschleißteil alle 90.000 km von selbst.
    Im Moment machen mir etwas die Traggelenke und Kugelköpfe sorgen.
    Darf aber mal sein wenn man den Dicken dank B6-Dämpfer und fetten Stabis hart in die Kurven wirft.