Automatikgetriebe muss erst "hochfahren". Normal?

  • Nach Kaltstart und anschliessendem Einlegen der Fahrstufe "D" benötigt das EQJ Automatik-Getriebe meines AMV (V6) etwa zwei drei, manchmal auch vier Sekunden, bevor sich irgendetwas regt und ich losfahren kann. Erinnert an das Hochfahren von Microsoft Windows. Sobald der Wagen fährt ist alles gut. Auch nach Start in warmem Zustand reagiert das Getriebe sofort.


    Ist das normal oder ist vielleicht zuwenig Öl im Getriebe?


  • Das klingt nicht gut!! Im bunten T4 Forum hatte jemand ähnliche Probleme beim V6. Da ist im Getriebe etwas gebrochen.


    Ist das Problem bei allen Fahrstufen?


    Was passiert, wenn du den Motor startest und erstmal ein wenig Gas in Stellung P gibst und dann Fahrstufe D einlegst? Braucht es dann auch Gedenkzeit?


    Da könnte auch ein Ventil im Schaltschiberkasten klemmen, insbesodere das, welches die "Kupplung" zum einkuppeln bewegen sollte. Wenn das Auto dann warm ist, taucht das Problem nicht mehr auf, weil durch die Restwärme alles schön flutscht. Ölwechsel alleine bringt da wohl nichts. Wenn dann musst du das Getriebe spühlen lassen. (ca. 300€) dann nimmt es den Dreck im Schaltschieberkasten vielleicht raus und es geht wieder einwandfrei. Du hast ja erst 40tkm drauf?? :-|

    Gruß Tobias Syncro eigene Bushistorie: (10/00-02/05)MV Classic VR6 MJ97 - (03/05-08/08) Caravelle LR TDI Syncro MJ01 - (05/08-08/08) Caravelle KR TDI GL MJ98 - (08/08-heute) Caravelle Business LR V6 MJ02


  • @ tobias


    Die Caravelle V6 hat original 40 tkm drauf, ist 8 Jahre alt. Verbaut ist das verstärkte EQJ Automatikgetriebe, letzte Ausbaustufe. Der Bus hatte eine ganze Weile gestanden bevor ich ihn gekauft habe. Das Getriebeöl hat 40 tkm gesehen und ist 8 Jahre alt. Alle sonstigen Flüssigkeiten wurden nach dem Kauf bei 26 tkm gewechselt, Getriebeöl nicht, in der Annahme, es ist Lifetime Öl drin.


    Das Thema stellt sich ausschliesslich beim Kaltstart. Wenn ich nach dem Kaltstart (egal ob in Stufe P oder Stufe D) kaum Gas gebe, steht der Wagen zunächst. Wenn ich vorsichtig ein zwei Sekunden ein wenig mehr Gas gebe, setzt sich der Wagen bei etwas höheren Drehzahlen durchaus sofort in Bewegung. Mein Gefühl ist, dass sich bei kaltem Getriebe erstmal Druck aufbauen muss, damit es funktioniert. Von anderen Fahrzeugen mit Automatikgetriebe (fuhr vor Familie, drei Kindern usw. einen Jaguar XJ8 mit schönem V8 Motor) kenne ich diese Gedenksekunden jedoch nicht. Warum das so ist, ja das ist die Frage.


    Die liebste Antwort wäre mir gewesen, ja das ist bei allen EQJ's so - hab' ein wenig Geduld. Aber anscheinend ist dem nicht so!


    Ob im kalten Zustand etwas klemmt, etwa das von Dir benannte Ventil im Schaltschieberkasten? Weil kleine Metallspäne im Getriebe sind? Weil das Getriebeöl durch das Alter zäher geworden? Weil zuwenig Öl drin ist? Weil ... sonstwas?


    Vielleicht sollte ich zunächst das Getriebeöl noch vor dem bei 60tkm vorgeschriebenen nächsten Intervall wechseln, damit Dreck usw. ausgespült wird? Danach weiterschauen? Zum Freundlichen Nutzfahrzeughändler fahren - dieser sagt der V6 Automatik, also AMV EQJ Bus ist selten d.h. er kennt sich nicht wirklich aus? Bei VW in Hannover anrufen, aber wo? Zu ZF? Zum Getriebespezialisten?


    Wie verhält sich Dein V6 mit Automatikgetriebe, nehme an es ist die Kombination AMV EQJ, wenn Du ihn bei niedrigen Temperaturen startest?


  • Das defekte war auch ein EQJ, jedoch mit etwas mehr KM.


    Entweder das gebrochen was Tobias angesprochen hatte. Oder das Ventil klemmt.


    Zitat

    Die liebste Antwort wäre mir gewesen, ja das ist bei allen EQJ's so - hab'
    ein wenig Geduld. Aber anscheinend ist dem nicht so!


    Definitiv ist das nicht in Ordnung.

    Zitat

    Ob im kalten Zustand etwas klemmt, etwa das von Dir benannte Ventil im
    Schaltschieberkasten? Weil kleine Metallspäne im Getriebe sind? Weil das
    Getriebeöl durch das Alter zäher geworden? Weil zuwenig Öl drin ist? Weil
    ... sonstwas?


    Vielleicht hast du mit einer Ölspülung glück



    Getriebespezi: Lapke bei Hamburg

  • Moin,
    Bei meinem AMV/EQJ ist es genau wie bei Dir, je kälter es ist und je länger der Bus steht braucht es schon mal ein wenig bis sich alles in Bewegung setzt.
    Das Getriebeöl solltest Du je nach Belastung (Anhänger etc.) ruhig auch bei 30000 Km wechseln, das schadet sicher nicht.
    Gruß Frank


  • Hallo Frank,


    habe gestern mit dem Automatikgetriebespezialisten hier im Münchner Umland, der Firma Specht in Holzkirchen und dessen Inhaber Hrn. Specht telefoniert. Ein früherer Jaguarfahrer-Kollege hatte dort bei der Reparatur seines Automatikgetriebes beste Erfahrungen gemacht. Specht setzt monatlich ca. 100 Automatikgetriebe instand.


    Hr. Specht, ein Hanseat, äusserte sich grundsätzlich wenig löblich über die VW 4-Gang Automatikgetriebe. Wenn ich ihn interpretiere, gibt es wesentlich bessere wie haltbarere Konstruktionen, von Mitbewerbern wie Spezialisten, am Markt. VW 4-Gang-Automatikgetriebe zu reparieren sei eine undankbare Aufgabe, da u.U. gleich anschliessend das nächste Bauteil versagen würde. Er habe wenig Interesse an von ihm dann zu leistende Gewährleistung, die eigentlich auf Konstruktions- und Fertigungsmängeln beruhe. Offensichtlich hatte er Ärger mit T4 wie Golf4 Automatik-Getrieben gehabt. Ich möge zu einer VW-Werkstatt gehen, die sich mit dem antiquierten und unzuverlässigen 4-Gang-Getriebe auskenne.


    Von einer Spülung hält Specht wenig, das bringe nichts. Auch das Alter des Öls sei grundsätzlich nicht entscheidend. Spechts Empfehlung war, a) sich mit den Besonderheiten der VW-4-Gang-Automatik anzufreunden, wie auch b) Deine Bemerkung, ein Ölwechsel schade sicher nicht.


    Das EQJ gibt ja keine mechanischen Störgeräusche von sich, insofern vermute ich, dass die Bauteile grundsätzlich heil sind. Dass ein Ventil in kaltem Zustand, vielleicht wegen unzulänglicher Fertigungstoleranzen, langsam öffnet ... möglich. Werde also demnächst das Automatikgetriebe-Öl wechseln lassen und hoffen, dass das Getriebe danach ein wenig besser/leichter usw. funktioniert.


    Viele Grüsse, Christoph

  • Genau deswegen kostet eine Überholung bei Lapke in Hamburg ca. 2500-3000€. Hierbei werden jedoch alle Verschleissteile getauscht (wahlweise auch der Schaltschieberkasten) Wenn man wirklich nur das repariert was wirklich defekt ist, ist das halt so, dass das nächste Teil zeitnah ausfällt. Selber schuld ;)

  • Zitat

    Genau deswegen kostet eine Überholung bei Lapke in Hamburg ca. 2500-3000€.
    Hierbei werden jedoch alle Verschleissteile getauscht (wahlweise auch der
    Schaltschieberkasten) Wenn man wirklich nur das repariert was wirklich
    defekt ist, ist das halt so, dass das nächste Teil zeitnah ausfällt.
    Selber schuld ;)


    @ Chris


    Danke für den Hinweis re Hamburg und Kosten für Gesamtüberholung eines T4 Automatikgetriebes.


    Schuld ist ein Begriff der katholischen Kirche - im Rechtsstaat gibt es Vorsatz, grobe Fahrlässigkeit oder leichte Fahrlässigkeit. Wenn ein Experte den notwendigen Reparaturumfang definiert, haftet er als Sachverständiger.


    Die 4-Gang-Automaten von VW, z.T. über 20 Jahre alte Konstruktionen, sind bekannterweise defektanfällig. D.h. die hydraulischen Einheiten unterm Getriebe machen gelegentlich Probleme und zerstören dadurch die Kupplungen. Fängt meistens mit der K3 für die 4. Fahrstufe an. Probleme mit den Steuergeräten sind bekannt.


    Die genaue Diagnose in meinem Fall steht ja noch aus. Nachdem der "freie Marktführer" hier im Grossraum München keinen T4 annehmen will muss ich hierzulande einen anderen finden. Hamburg ist schön, aber nur wegen des Getriebes 800km hinfahren, und 800km zurück?


    Was vermutlich Sache ist, soll mir bei Blick in die offene Ölwanne der Fachmann sagen. Den Ölwechsel mach ich daher vorbeugend und um die Diagnose zu ermöglichen. Öl ablassen ... Ölwanne ab und rein schauen, ob sich extrem viel Abrieb drin befindet. Wenn Ja, komme ich vmtl. um eine Überholung nicht herum, denn da ist der Fehler schon zu weit fortgeschritten. Wenn Nein könnte der Tausch des Schaltschiebers Abhilfe bringen. Das Ding kostet bei VW um die €500. Wenn der Schaltschieber jedoch bei einem Öl-Wandler-Getriebe konstruktionsbedingt im kalten Zustand immer erstmal verzögert funktioniert, weil der Wandler inzwischen teilweise leergelaufen ist ... na dann werden die Sensoranschlüsse gereinigt und es kommt erstmal frisches Automatikgetriebeöl rein.


    Und danach ein wenig Geduld beim Anfahrvorgang.


    Viele Grüsse


    Christoph

  • Zitat

    Die 4-Gang-Automaten von VW, z.T. über 20 Jahre alte Konstruktionen, sind
    für Steuerungsprobleme bekannt. D.h. die hydraulischen Einheiten unterm
    Getriebe machen gelegentlich Probleme und zerstören dadurch die
    Kupplungen. Fängt meistens mit der K3 für die 4. Fahrstufe an.


    Ist mir bekannt, ich fahre auch Automatik im TDI ;) Jedoch ist das Kühlsystem bei mir alles andere als Original sondern dem Getriebe ist deutlich kühler als im Originalzustand :)



  • Frank,


    mittlerweile, nach Recherche und Gesprächen, weiss ich zum EQJ:


    (1) dass das EQJ Automatikgetriebe in kalten Zustand ein paar Sekunden zum Hochfahren braucht, ist NORMAL. VW-4-Gang-Automatikgetriebe- und EQJ-Konstruktions-bedingt (uralt ...). In älteren VW-Betriebsanleitungen steht: beim Kaltstart morgens, ggf. bis zu 10 (!) sec warten vor dem Gang einlegen, damit sich der Wandler ganz füllen kann, falls er teilweise leergelaufen ist.


    An diese Eigenart der EQJ-Konstruktion darf man sich gewöhnen. Ein wenig Geduld.


    (2) fast alle Fahrzeughersteller geben aus Kostengründen eine Lifetime-Befüllung an. VW immerhin ein Wechsel-Intervall von 60tkm. Rückstände und Ablagerungen im ATG lassen sich, insbesondere bei Belastung, jedoch nicht vermeiden. Durch diese Rückstände verstopfen ggf. Ventile, und es treten vermehrt Defekte, wie ATG-Schaltprobleme, Anfahrschwächen oder rupfende Wandlerüberbrückungskupplungen usw. auf.


    Ein ATF-Wechsel in regelmässigen, kürzeren Intervallen als vorgegeben, kann die Lebensdauer des EQJ-Getriebes verlängern.


    Also werde ich mal a) das Automatikgetriebe-Öl, 8a alt bei nur 40 tkm Laufleistung, wechseln, dabei einen Liter überspülen und b) beobachten, welche Rückstände die Ölwanne zeigt. So sich c) etwas Interessantes ergibt, poste ich.


    Viele Grüsse


    Christoph

  • War heute bei ZF, München. Werkstatt-Senior. Längere Probefahrt.



    Befund:


    - Zustand des EQJ Automatikgetriebes: KEINE Probleme.


    - Kupplungen: rutschen NICHT


    - Verzögertes Ansprechen des 4-Gang ATGs bei Kaltstart: NORMAL


    - Schlupf des Wandlers von bis zu 800 upm: NORMAL


    - Fallweise leichte Varianz im Schlupf des Wandlers, etwa bei veränderter Last, z.B. AB am Hang, 4. auf 3. Gang, bis die Kupplung zu macht: NORMAL


    - Vorzeitiger Ölwechselbedarf: NEIN


    - ATF-Ölwechsel im vorgegebenen Intervall: bei Nutzfahrzeugen SINNVOLL.




    Erkenntnisse:


    Man sollte sich nicht gleich ins Bockshorn jagen lassen, ob wohlmeinend, besserwisserisch oder schadenfroh. Mit Automatik-Getrieben gehe man zum Fachmann. Und akzeptiere deren Eigenheiten.

  • Zitat

    War heute bei ZF, München. Werkstatt-Senior. Längere Probefahrt.


    Das AG4 ist eine VW Entwicklung und kein ZF.

    Zitat


    Befund:


    - Zustand des EQJ Automatikgetriebes: KEINE Probleme.


    - Kupplungen: rutschen NICHT


    Schlupf ist gewolltes RUTSCHEN


    Zitat

    - Verzögertes Ansprechen des 4-Gang ATGs bei Kaltstart: NORMAL


    kommt dann auf den Typ an, meins spricht sofort nach Motorstart an, auch nach einer Woche Standzeit.


    Zitat

    - Schlupf des Wandlers von bis zu 800 upm: NORMAL


    nur "normal" wenn die Wandlerüberbrückungskupplung geöffnet ist. Diese wird zwangsweise geöffnet, wenn der Schlupf bei geschlossener Kupplung ca. 160 1/min übersteigt.


    Zitat

    - Fallweise leichte Varianz im Schlupf des Wandlers, etwa bei veränderter
    Last, z.B. AB am Hang, 4. auf 3. Gang, bis die Kupplung zu macht: NORMAL


    Schlupf ist teilweise auch bei geschlossener Kupplung gewollt... und Schlupf ist immer vorhanden, wenn die Kupplung nicht zu ist, da rein hydraulische Kraftübertragung.


    Zitat

    - Vorzeitiger Ölwechselbedarf: NEIN


    Da sagen andere Getriebeinstandsetzer definitv was anderes (empfehlung 30.000km)


    Zitat

    - ATF-Ölwechsel im vorgegebenen Intervall: bei Nutzfahrzeugen SINNVOLL.


    Ölwechsel sind IMMER sinnvoll.



    Zum Schlupf: bei unseren AG4 meint Schlupf die Differenz Der drehzahlen vor und nach dem Wandler / der Überbrückungskupplung.