Motorbremse mit TDI-Motoren

  • Hallo,


    Frage an die Motorenspezialisten:


    Wenn man beim "normalen" Diesel (Saug und TD) vom Gas geht, setzt unmittelbar die Motorbremswirkung ein. Der Motor bekommt durch verminderte Einspritzung keinen Schub, muß gegen die Kompression der drei nicht gezündeten Zylinder arbeiten und bremst damit das Fahrzeug spürbar ab.
    Wenn man dagegen beim TDI (jezt mal egal ob PKW oder Bus) vom Gas geht, hat man das Gefühl, daß da garnichts bremst, obwohl die Einspritzung, zumindest bei den moderneren, ja angeblich komplett abschaltet, was bei den Vorkammereinspritzern, ja nicht der Fall ist; die kriegen immer zumindest die Standgasmenge.
    Haben die TDI-Motoren größere Schwungmassen? Oder gibt es andere Motorgegebenheiten, die für die vergleichsweise schwache Bremswirkung verantwortlich sind?


    Würde mich wirklich interessieren.


    Gruß


    Thomas

    2001 ACV, 6 Sitzer Bus mit Selbstbau zur Not-Womo-Nutzung, friesengün, seit 09.11.09 offiziell grüne Plakette

  • Hallo Thomas!

    Zitat

    Wenn man beim "normalen" Diesel (Saug und TD) vom Gas geht, setzt
    unmittelbar die Motorbremswirkung ein. Der Motor bekommt durch verminderte
    Einspritzung keinen Schub, muß gegen die Kompression der drei nicht
    gezündeten Zylinder arbeiten und bremst damit das Fahrzeug spürbar ab.


    Wieso den 3??


    Ansonsten gebe ich dir recht, es kommt so vor als ob der TDI schlechter bremst als Vorkammerdiesel. Aber ich glaube, dass es wirklich nur so vorkommt. Mit dem TDI fährt man eher untertourig. deshalb ist dann auch die Bremswirkung schwächer. Bei den Vorkammerdiesel ist die Drehzahl tendenziell etwas höher und somit auch höhere Bremswirkung. Wenn du beim TDI in einen niedrigeren Gang schaltest, bremst er auch. Ist aber meine eigene Meinung. Ich kann auch irren.


    Gruß aus Stuttgart

  • Hallo Eugen

    Zitat


    nicht


    Wieso den 3??


    Hab bei den Vorkammereinspritzern nur Erfahrung mit 4 Zylindermotoren (T3), auch Golf und Opel Astra/Zafira. Bei Opel als Pendant zum TDI die DTI-Maschine
    Wenn einer zündet, bremsen theoretisch 3, beim 5 Zylinder natürlich 4. Einigen wir uns auf "die restlichen"


    Zur Begründung Drehzahl: Da würde ich "gefühlt" widersprechen. Bei gleicher Drehzahl verzögert ein Vorkammerdiesel stärker.


    Gruß


    Thomas

    2001 ACV, 6 Sitzer Bus mit Selbstbau zur Not-Womo-Nutzung, friesengün, seit 09.11.09 offiziell grüne Plakette

  • Es macht ja eigentlich auch mehr Sinn, mit Gang ohne größeren Wiederstand zu rollen, denn nur dann geht ja die Schubabschaltung rein. :)



    Zitat

    zumindest bei den moderneren, ja angeblich komplett abschaltet


    Ich glaube das ist bei allen TDI's, also ab 9/95 der Fall! :)


    Bis ca. 1000U/min kannst du mit Gang rollen, da braucht der TDI 0,0l. :)


    Ich konnte das anfangs auch nicht glauben! Aber ich bin fest davon überzeugt, dass sich der TDI insbesondere durch die tolle Schubabschaltung einen Vorsprung bezüglich des Verbrauchs einholt!



    Am Rande: Beim AMV V6 mit 204PS geht die Schubabschaltung nur bis 1400U/min und auch darüber geht sie nicht immer, man muss vermutlich genügend Schwung haben, damit er komplett abschaltet. Das ist beim TDI anderst, der geht eigentlich immer auf 0,0l, wenn er mit Gang rollt und über 1000U/min ist.


    Also selbst ein Golf III BJ.96 AEE Benziner hat Schubabschaltung, man merkt ganz leicht, wenn man mit eingelegtem gang auf unter 1400U/min kommt, einen sanften Ruck, bei dem der Motor wieder beginnt einzuspritzen... könnte man mal bei anderen T4 Motoren testen, ob man da auch was bemerkt.

    Gruß Tobias Syncro eigene Bushistorie: (10/00-02/05)MV Classic VR6 MJ97 - (03/05-08/08) Caravelle LR TDI Syncro MJ01 - (05/08-08/08) Caravelle KR TDI GL MJ98 - (08/08-heute) Caravelle Business LR V6 MJ02

  • Also Schubabschaltung macht man normalerweise immer mit allen Zylindern, da es sonst zu problematischen Schwingungen im Motor kommen kann. Die Vorkammerdiesel schalten tatsächlich nicht komplett ab, dafür gibt es an der Pumpe die 'Restmengenschraube'. Es wird aber weniger als Standgasmenge eingespritzt. Hintergrund ist, dass die Vorkammern sonst zu stark auskühlen und es dann zu starkem Ruckeln beim Wiedereinsetzen (der Einspritzung) kommen kann.
    TDIs haben im Vergleich zu Benzinern den Vorteil, dass tatsächlich bis zu deutlich niedrigeren Drehzahlen Schubabschaltung möglich ist: sobald ich Diesel einspritze, habe ich wieder Drehmoment, von der ersten Verbrennung an. Beim Benziner ist das nicht so. 1000 1/min für Diesel und 1400 1/min für Benziner sind gängige Werte. Speziell Benziner haben aber bei verschiedenen Betriebsbedingungen noch 'Aufschläge' auf diesen Wert: fällt z.B. die Drehzahl sehr schnell (Gasstoß aus dem Leerlauf, ausgekuppelt) muss sehr viel früher wieder eingespritzt werden, bei kalten Motor ebenfalls - oder es wird erst gar nicht abgeschaltet. Schubabschaltung bei Benzinern ist ne Wissenschaft, weil viele Randbedingungen zu beachten sind (z.B. auch Katschutz, ein Kat mag kein Schubabschalten wenn vorher Vollgas gefahren wurde, er würde mit Sauerstoff 'vergiftet', ist eine irreversible Schädigung)


    Warum TDIs evtl. weniger stark 'Motorbremsen'? Ich weiß jetzt nicht die nominellen Verdichtungen der Vorkammerdiesel und der TDIs, kann mir aber vorstellen dass da der Grund zu suchen ist.


    Ralf

  • nominellen Verdichtungen der Vorkammerdiesel und der TDIs, kann mir aber
    vorstellen dass da der Grund zu suchen ist.

    Moin Ralf,


    das ist der Grund. Das Verdichtungsverhältnis der Kammermotoren ist über 10% höher.


    Außerdem ist die Gesamtübersetzung beim TDI auch um einiges höher, das verstärkt den Eindruck schlechterer Motorbremsleistung.

  • Zitat

    Speziell Benziner haben aber bei verschiedenen Betriebsbedingungen noch
    'Aufschläge' auf diesen Wert: fällt z.B. die Drehzahl sehr schnell (Gasstoß
    aus dem Leerlauf, ausgekuppelt)


    Was meinst du mit Gasstoß aus dem Leerlauf?


    Zitat

    Die TDIs haben im Vergleich zu Benzinern den Vorteil, dass tatsächlich bis zu


    Aber wenn ich beim Diesel z.B bei 1000U/min Vollgas gebe geht nichts, gar nichts, ein Benziner hat da schon etwas mehr gefühlte Power?!

    Gruß Tobias Syncro eigene Bushistorie: (10/00-02/05)MV Classic VR6 MJ97 - (03/05-08/08) Caravelle LR TDI Syncro MJ01 - (05/08-08/08) Caravelle KR TDI GL MJ98 - (08/08-heute) Caravelle Business LR V6 MJ02

  • Zitat


    (Gasstoß


    Was meinst du mit Gasstoß aus dem Leerlauf?


    Den Motor hochjagen, danach fällt er sehr schnell zurück auf Leerlaufdrehzahl.


    Zitat


    Aber wenn ich beim Diesel z.B bei 1000U/min Vollgas gebe geht nichts, gar
    nichts, ein Benziner hat da schon etwas mehr gefühlte Power?!


    Ja, das ist aber was anderes. Interessant ist die Geschwindigkeit des Momentenaufbaus aus Schubabschaltung. Beim Diesel führt jede Einspritzung unmittelbar zu einem Momentenaufbau, beim Benziner müssen erst Wandfilme wieder aufgebaut werden, das Moment steigt deutlich langsamer an. Du kannst beim Diesel auch sehr schnell viiiel Moment aufbauen, da mit viel Luftüberschuss gefahren wird kann man auch recht viel einspritzen, das Problem ist dann Ruß. Beim Benziner ist das max. Drehmoment im Leerlauf deutlich niedriger, mehr einzuspritzen bringt nix, das Moment sinkt dann sehr schnell wieder. Damit die Abgasnachbehandlung (Kat) arbeitet, muss das Lambda beim Benziner stimmen, falsches Lambda nach Schubabschalten schlägt beim Abgastest voll durch.
    Dann hast du beim Benziner ein breiteres nutzbares Drehzahlband, wodurch die kürzer übersetzt sind. Auch hilft das beim Beschleunigen aus niedrigen Drehzahlen. Und bei Turbodieseln ist das Getriebe meist nach dem Drehmoment im Ladebereich ausgelegt, dadurch sind die bei Drehzahlen wo noch kein nennenswerter Ladedruck bereitsteht eher tot...
    Das kennt jeder, der mit einem TDI mal mit einem schweren Anhänger rangieren wollte. Mit dem 2,4l Saugdiesel ist das kein Problem.


    Ralf

  • Zitat

    Ja, das ist aber was anderes. Interessant ist die Geschwindigkeit des
    Momentenaufbaus aus Schubabschaltung. Beim Diesel führt jede Einspritzung


    Was sind Wandfilme? :)


    Zitat

    da mit viel Luftüberschuss gefahren wird kann man auch recht viel
    einspritzen, das Problem ist dann Ruß.


    Was passiert eigentlich, wenn man beim Benziner sehr viel eingespritzt wird, rußt der dann auch?


    Warum rußt der Diesel mehr, als der Benziner? Das liegt ja sicherlich nicht nur am Luft - Krafstoffgemisch, wahrscheinlich eher am Diesel, bzw an dessen Strucktur selbst? :)

    Gruß Tobias Syncro eigene Bushistorie: (10/00-02/05)MV Classic VR6 MJ97 - (03/05-08/08) Caravelle LR TDI Syncro MJ01 - (05/08-08/08) Caravelle KR TDI GL MJ98 - (08/08-heute) Caravelle Business LR V6 MJ02

  • Zitat


    Einspritzung


    Was sind Wandfilme? :)


    Beim Benziner bleibt - je nach Betriebszustand - ein nicht zu vernachlässigender Teil des eingespritzten Kraftstoffs am Saugrohr oder den Einlasskanälen kleben -> Wandfilm
    Beim Schubabschalten saugt ein Benziner den erst mal weg, nach dem Wiedereinspritzen muss der wieder aufgebaut werden. Dieser Kraftstoff steht der Verbrennung nicht zur Verfügung.


    Auch Benziner können rußen, problematisch sind die Direkteispritzer, die rußen wie ein Diesel ;)
    Aber auch bei seeeehr fettem Gemisch (Kraftstoffüberschuss, Lambda << 1) kann ein Benziner rußen, aber da bricht das Drehmoment dann schon deutlich ein.


    Generell rußt es bei Einspitzung in den Brennraum, unabhängig ob Benziner oder Diesel. Bei Saugrohreinspritzung (Benziner) verdampft der Kraftstoff auf dem Weg in den Brennraum und verbrennt als Gas praktisch rußfrei.
    Bei Einspritzung in den Brennraum gibt es mit steigendem Einspritzdruck und damit feinerer Tröpfchenbildung weniger Ruß, die verbleibenden dicken Tropfen oder Tropfen die nah an Oberflächen kommen verbrennen unvollständig und werden zu Ruß.


    Ralf