Sturz und Spur nach Traggelenk und Spurstangenkopfwechsel

  • Moin,


    ich habe gestern ziemlich easy sowohl die obere Traggelenke vorne, sowie die Spurstangenköpfe an meinem 1992 T4 AAB gewechselt.

    Mit dem richtigen Werkzeug und dem Wiki alles kein Problem.

    Drehstab entspannen (Maß merken), Spurstangenkopf ab, Traggelenk Mutter lösen, vorher Einstellplatte markiert. Gelenk auspressen und neues Gelenk einpressen. Sitzt absolut perfekt. Schraube Exzentergegenstück von unten passt nur in einer Position, Mutter mit 110 Nm anziehen.

    Spurstangenkopf lösen, abschrauben, Vergleich Alt- und Neuteil (Maße identisch) also genau wie den alten Anschrauben und fertig. Mutter mit 40 Nm fest.

    Einzig ob die Spurstangenköpfe auf den mm genau gleich lang waren, konnte ich ohne geeigneten Fixpunkt nicht feststellen.

    Drehstab wieder auf Maß.



    Nach getaner Arbeit, wollte ich dann nach Hause fahren und musste feststellen, dass der Bus extrem merkwürdig lenkt.

    - Wenn ich einschlage, dann fühlt sich der Wiederstand am Lenkrad nicht gleichmäßig an.

    - Ab einem bestimmten Punkt habe ich das Gefühl, dass es sehr leicht wird und das Lenkrad dann auch beim Fahren nicht langsam zurück will.

    - Fahre ich über Gullies oder einseitige Unebenheiten, dann fühlt sich das Lenkrad nicht gut an.

    - Er zieht aber nicht zu einer oder der anderen Seite.

    - Ich bilde mir ein, dass ich mindestens beim linken Vorderrad einen positiven Sturz habe, kann aber auch Einbildung sein.



    Was kann schief gelaufen sein, oder steht einfach mal eine ordentliche Achsvermessung an?


    Für jeden Tipp bin ich mehr als Dankbar.


    Beste Grüße und frohe Ostern

  • Hallo Morty,


    das Fehlerbild passt absolut: Die Spur ist verstellt und beide Vorderräder lenken in verschiedene Richtungen. Welches "gewinnt", hängt von seiner Bodenhaftung ab, und diese wieder von der Gewichtsverteilung unter Berücksichtigung der Fliehkräfte, dh. bei stärkeren Einschlag "gewinnt" das kurvenäußere Rad, das innere radiert und läuft gegen die Spur des anderen Rades. Aufgrund des Nachlaufs entsteht dabei ein Drehmoment in der Hochachse, das den Lenkwinkel verstellt und der normalen Nachlaufwirkung entgegengesetzt sein kann.


    Gruß,

    Tiemo

  • Moin,


    da wird sich der Sturz und nicht die Spur verstellt haben. Bei der Spurverstellung hättest Du etwas an den Spurstangen verstellen müssen.

    Der T4 hat eine Vorspur, zum groben Testen kannst Du messen. Vorne den Abstand zwischen den Felgenhörnern, links-rechts und hinten ebenso. Vorne muss der Wert dann geringer sein.

    Ich mache das bei einen Oldis immer so, da habe ich auch die Angaben in mm. Allerdings habe ich dafür ein einstellbaregn, gefederten Bügel mit Skala. Doch zur Not funktioniert es auch mit zwei Gliedermaßstäben, die jeweils mit der Spitze "Null" auf das Horn "gestellt" werden. Dann kann man sich beim Übereinanderlegen, einen Ablesepunkt suchen.

    Wenn das Verhalten zu extrem ist, würde ich die Makierungen auf den Exenterscheiben noch einmal überprüfen, an den Exenterscheiben wird der Sturz ein- oder verstellt.

  • Vielen Dank Bill,


    naja, ich habe ja die Spurstangenküpfe gewechelt, dadurch kann sich ja auch etwas an der Spur verstellt haben.


    Bei den Traggelenken habe ich peinlich genau darauf geachtet, dass sich nichts verstellt. Die untere Exzenterscheibe kann man nach meinem Verständnis nicht falsch einsetzen. Die Gelenke haben selbst ja auch kein Einstellspielraum oder ähnliches.


    Daher denke ich Tiemo hat recht mit der Spur und ich bilde mir den optischen pos. Sturz nur ein. Am Ende wird vermutlich alles verstellt sein, so dass sich die Achsvermessung richtig lohnt ;)

  • Hallo,


    den Sturz zu messen ist noch einfacher als die Spur. Du baust dir aus Bindfaden und Gewicht ein Lot und lässt es neben der Felge auspendeln. Der Wagen muss natürlich absolut gerade stehen. Dann misst du mit dem Zollstock am oberen und unteren Felgenhorn den Abstand zum Bindfaden, die Differenz dieser Werte nennen wir mal "x".

    Den Durchmesser der Felge von Horn zu Horn nennen wir "D". X und D müssen in der gleichen Einheit, also z.B. mm verwendet werden.


    Weil die Werte für den Sturz meist in Winkelminuten angegeben sind, rechnest du nun um:

    Sturz in Winkelminuten= 60* arcsin (x / D)

    Wenn du es schaffst, "x" auf einen mm genau zu messen, dann genügt auch die Gesamtgenauigkeit.

  • Für alle, die keinen Taschenrechner mit trigonometrischen Funktionen haben hier die Umrechnung mittels der Grundrechenarten. Das ist für kleine Winkel völlig ausreichend:


    Sturz in Winkelminuten = 3438 * x / D


    Gruß

    bussibär


    PS: 60 * 180 / PI ~ 3438